Liebe Forumsler,
hier ist mal wieder die Emmi. Die Claudia hat geschimpft, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe und noch nicht einmal von unserer Kurzreise in den Harz nach Ilsenburg erzählt habe. Dort waren wir nämlich schon im August.
Claudia hatte plötzlich wieder Kofferalarm und ich bekam Panik…
wie immer wenn ich Angst habe, dass sie mich vergisst oder wegbringt. Aber wir fuhren nach Ilsenburg und verbrachten dort die tollste Zeit meines Lebens.
Als wir ankamen, machten wir eine tolle Wanderung. Danach wechselten wir das Hotel, weil das erste schmutzig war. Im zweiten Hotel durfte ich alles. Ich durfte mit zum Frühstück und die ganze Zeit ohne Leine laufen. Wir waren im letzten Hotel vor dem Brocken. Da durften nur noch Brockenserviceautos fahren. Alle anderen mussten laufen. Am zweiten Tag hatte die Claudia ihren Geburtstag. Wir wollten auf den Brocken laufen. Vor dem Hotel lernten wir Bagiera, eine Bolonka Malteser-Hündin, mit ihrem Frauchen und Herrchen kennen. Sie waren gerade angekommen und wollten vor dem Koffer auspacken 10 min mit Bagiera laufen. Wir alle verstanden uns so gut, dass die drei ohne Proviant mit uns auf den Brocken und zurück liefen. Wir beiden Hunde spielten ganz viel zusammen und hatten einen tollen Tag. Abends im Hotel spielten unsere Menschen noch zusammen Karten im Restaurant und wir alle aßen noch zusammen.
Wir Hunde natürlich unter dem Tisch. Danach schliefen Bagiera und ich auf einer Decke und kuschelten uns aneinander. (Ich verstehe gar nicht, warum Frauchen immer gefragt wird, ob ich eine Frau oder ein Mann bin. Mir ist das nämlich egal. Ich verstehe mich mit allen wenn sie lieb sind.) Von da an waren wir jeden Tag zusammen unterwegs und liefen in den 4 Tagen über 70 km. Wir alle mochten uns so sehr, dass wir bis heute Kontakt haben und uns auch noch treffen. Die Bagiera ist eine meiner besten Freundinnen geworden.
Durch die beiden Urlaube lernten wir beide ganz viel voneinander und hatten uns danach noch lieber als vorher – wenn das überhaupt geht.
Als wir wieder hier waren, übte Claudia mit mir ganz viele Tricks und das Leben in der Stadt. Nebenstraße laufe ich jetzt ohne Probleme. Wenn ich ohne Leine bin, weiß ich, dass ich an der Straße halten muss. Oder Claudia sagt halt und ich mache natürlich fast immer was sie sagt. In fremden Gegenden oder an großen Straßen nimmt mich Claudia immer an die Leine. Da hat sie zu große Angst. Und wenn ein Fahrradfahrer kommt, weiß ich, dass ich zur Claudia muss.
Mittlerweile kann ich schon ganz viel. Im Kurs Fit und Fun in der Hundeschule haben mich alle die Streberin genannt. Ich konnte vieles schon. Seit zwei Wochen gehe ich nun zum Dogdancing. Dort kann ich viele neue Sachen lernen. Und das habe ich schon gelernt:
Sitz (auch aus 10 m Entfernung), Platz, Halt, Pfötchen links und rechts, gibt mir fünf, gib mir 10, Slalom um die Beine, 8 um die Beine, Hase und Männchen, Rolle, Küsschen der Claudia geben, Kriechen, Schämen, rechts und links um mich selber drehen, nach links schauen (rechts muss ich noch üben), links bei Fuß und rechts bei Hand laufen. Viele andere Dinge die ich kann, kann ich gar nicht richtig erklären. Und vieles lerne ich auch noch. Zurzeit lerne ich rechts gucken, spanischen Schritt, aus dem Sitz ins Steh, Kniebeuge, Liegestütze und so weiter. Bevor jemand den Kopf schüttelt, mir macht das wie irre Spaß. Wenn ich mit Claudia zu einer bestimmten Wiese komme, springe ich immer vor sie und fordere sie zum Üben auf. Wenn wir an der Hundeschule ankommen wedele ich auch schon immer mit dem Schwanz und freue mich auf meine neuen Freunde. Cule ist ein Mädchen aus Montenegro. Sie ist auch meine beste Freundin. Wir kampeln uns immer ganz besonders lustig.
Vor zwei Wochen war ich ganz mutig. Da war ich mit Claudia auf einer Bank und danach in einem großen Warenhaus. Da waren ganz viele Menschen. In dem Warenhaus waren wir jetzt schon 3-mal. Claudia übt das mit mir. Und Fahrstuhl fahre ich jetzt auch schon ohne Angst.
Gestern – ihr werdet es nicht glauben - war ich mit Claudia auf einer Mahnwache in Leipzig. Dort haben wir tolle Menschen kennen gelernt. Aber die Claudia war danach ganz traurig. Dort ging es nämlich um den Massenmord an meinen Kumpels in Rumänien. Es wollten 168 Menschen kommen und nur etwa 50 waren da. Ich habe mir ganz große Mühe gegeben und auch als die Band gespielt hat, bin ich tapfer geblieben. Ich habe zwar meinen Schwanz versteckt, aber nicht gezittert. Und wenn Claudia Spaß mit mir gemacht hat, habe ich sogar ab und an mit dem Schwanz gewedelt. Es waren aber auch alle lieb zu mir gewesen und ich habe viele Leckerlies bekommen und jeder wollte meine Geschichte hören.
Trotz dass wir dort drei Stunden gestanden haben, hat Claudia das Gefühl, dass es fast nichts brachte. Nicht einmal in der Presse wurde darüber berichtet. Als dann heute die Nachricht kam, dass sie in Rumänien anfangen wollen jetzt auch in dem durch Deutsche betreuten Shelter die Hunde zu töten, hat Claudia an den MDR eine Email geschrieben. Sie hat aber wenig Hoffnung. Im Shelter sind viele tolle Hunde und die gucken so traurig.
Als ob sie wüssten was bald passiert. Claudia hat heute hin und her überlegt, ob sie einen befreien soll. Sie ist so traurig darüber. Aber sie weiß nicht wie sie es machen soll (Pflegestelle?, der Papa müsste mitmachen – er nimmt mich ja häufig mal über Nacht, wenn Claudia auf der Bühne ist, und dann kostet das ja wieder und ich bin ja schon so häufig krank, und was ist, wenn ich mich mit dem Hund nicht verstehe… und Claudia ist ja mit mir und den sechs Nymphensittichen schon ausgelastet). Aber wenn jeder nur ein Tier rettet… Habt ihr nicht noch eine Idee? Ich weiß ja, ihr habt ja in Polen schon so viel Arbeit.
Claudia ist jetzt noch öfter im Seniorenheim. Sie nimmt mich dahin immer mit. Vor Rollstühlen habe ich keine Angst mehr und Menschen die ganz krank oder traurig sind, denen lecke ich auch mal die Hände und lasse mich da auch gleich anfassen und streicheln. Claudia findet das ganz toll. Ich bin jetzt fast ein Besuchshund. Vor gesunden, fremden Menschen habe ich noch immer Angst. Claudia findet das aber gar nicht so schlecht. Sie meint, ich muss mich nicht von allen bekuscheln lassen.
Und Claudia macht sich auch schon wieder Sorgen um mich. Ich habe neben meinem Oberschenkel eine Beule. Claudia hatte sie vor etwa 1,5 Monaten bemerkt. Der Arzt meint, es kann von den Spritzen sein, die ich am 3.9. bekam. Claudia findet aber, dass das schon ganz schön lange her ist und die Beule geht nicht weg. Der Arzt meinte auch, dass es ansonsten nur ein Tumor sein kann (muss ja kein böser sein). Das will die Claudia aber nicht glauben. Sie soll mich jetzt gut beobachten und gegebenenfalls wieder kommen. Meine Blutwerte waren fast normal. Harnstoff, Globolin und ein Leberwert waren minimal erhöht – aber nicht besorgniserregend. Am Futter kann es nicht liegen. Da bekomme ich ein richtig gutes. Und Alkohol trinke ich nicht.
So ich muss in mein Bett. Sonst darf ich nicht mehr mit Claudia kuscheln. Schlaft gut und bis zum nächsten Mal.
Eure Emmi und die schlafende Claudia
PS: Fotos gibt es demnächst.